Tiergestützte Therapie hilft bei Depressionen, © Heike Rössing Fotografie

Silke Ritthaler: Unsere pferdegestützte Therapie ist konzeptionell so ausgerichtet, dass die Psyche oder auch die Seele wieder in einen gesunden Zustand kommt. Ein Pferd reagiert immer auf die authentischen Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen, also die, mit denen er geboren ist und nicht auf die erworbenen, die aus Erfahrungen entstanden sind.

Angenommen, jemand wird als humorvoller Mensch geboren und ihm wird ständig gesagt: „Dein Gelächter finde ich lästig“, dann wird dieser Mensch zunehmend ernster, um dazu zugehören. Er würde Verhaltensmuster entwicklen, die nicht zu ihm gehören. Der Mensch vergisst, dass er Humor hat, fühlt sich unwohl in seiner Haut und weiß aber gar nicht, woran es liegt. Dies könnte früher oder später in eine Depression umschlagen.

Zusammen mit der Tagesklinik, mit der ich zusammenarbeite, haben wir über die Jahre ein sehr gutes Konzept entwickelt. Über die Körpersprache des Menschen und die Spiegelsprache des Pferdes unterstützen wir die Menschen dabei, in Selbsterkenntnisprozesse zu kommen. Wir konzentrieren uns darauf, wie die authentischen und gesunden Persönlichkeitsanteile aussehen. Diese sprechen wir ganz gezielt in Übungen an, in denen der Betroffene dann auch aus seinen gesunden Persönlichkeitsmerkmalen agieren darf. Wir sprechen die Intuition an, die Selbstachtung und die Selbstachtsamkeit. Wir versuchen herauszufinden, welche Stärken da sind und vielleicht in Vergessenheit geraten sind.

Wie wirkt sich die Persönlichkeit auf die Körpersprache aus?

Silke Ritthaler: Eine Persönlichkeit, die sich für das Umfeld verbiegt, um Anerkennung zu bekommen, hat auch eine verschobene Körpersprache am Pferd. Diese verschobene Körpersprache korrigiere ich aus und führe sie ganz bewusst in eine Körpersprache, wie sie bei einem psychisch gesunden Menschen ist.

Ich zentriere die Körperachse und den Körperschwerpunkt im Bewegungsablauf. Aus diesem Zentrierungsprozess sieht man dann anhand von Bewegungsabläufen, ob derjenige seinen Raum auch tatsächlich einnimmt oder nicht. Wenn diese ganz minimal sind, dann fangen wir an daran zu arbeiten und herauszufinden, was der authentische Raum des Menschen ist. Darüber findet man dann auch heraus, warum der Mensch so ernst und depressiv geworden ist.

Was können Pferde, was Menschen nicht können?

Silke Ritthaler: Pferde sind davon abhängig, sich in einem großen Herdenverband zu bewegen. Sobald auch nur ein Tier im Herdenverband unsicher wird, kann dies für sie Lebensgefahr bedeuten.  Pferde beobachten ganz genau. Sie können ganz klar differenzieren, ob sich jemand in einem authentischen Bewegungsprozess befindet oder nicht.

Bleiben wir einmal beim Beispiel des humorvollen Menschen. Dieser fängt an, sich zu verstellen und vielleicht auch ein Stück weit in eine Selbstbeschränkung zu gehen. Das macht sich körpersprachlich klar bemerkbar. Die Pferde gehen dann in ein Spiegelverhalten und fangen beispielsweise an herumzukaspern. Daran erkenne ich, dass die Pferde sagen: „Jetzt sei doch wieder humorvoll!“

Es gibt ja z. B. auch Therapiehunde. Warum haben Sie sich für Pferde entschieden?

Silke Ritthaler: Ich habe mich bewusst für Pferde entschieden, weil sie einerseits den dienenden Charakter des Hundes haben und sich andererseits eine Eigenständigkeit bewahrt haben, die wir von Katzen kennen. Beim Pferd kann man die Vorteile verschiedener Tierarten einfach vereinen und das ist das, was hier so gut passt.

Wie läuft so ein Coaching ab?

Silke Ritthaler: In der Regel führe ich mit den Menschen vorab ein Telefonat, um sie ein bisschen kennenzulernen und zu erfahren, was sie beschäftigt und ob ich ihnen überhaupt helfen kann. Denn wer hierherkommt, muss auch die Bereitschaft haben, sich mit sich selbst zu konfrontieren und weiterzuentwickeln.

Wenn jemand Angst vor Pferden hat, dann nehme ich ihm vorab die Angst, indem ich ganz genau erkläre, wie es hier ablaufen wird und was passiert.

Ich arbeite pro Tag zwei Stunden mit dem Gast. Ich halte mir aber immer vier Stunden frei. Denn es kann immer passieren, dass wir in einen Prozess kommen und die zwei Stunden nicht ausreichen. Ich möchte sichergehen, dass wir den Prozess abschließen können und die Gäste nicht in einem aufgewühlten Zustand losgehen müssen und nicht verstehen, was mit ihnen passiert.

In den ersten zwei Stunden mache ich erst einmal eine Bestandsaufnahme. Ich höre mir an, was sie selber wahrnehmen und dann sehe ich mir an, was die Seele mittels Körpersprache tatsächlich ausdrückt. Was nehme ich selbst wahr? Was nimmt das Pferd wahr? In dieser Phase arbeite ich mit Miniponys. Wenn ich den Prozess der Bestandsaufnahme abgeschlossen habe, fange ich an, erste körpersprachliche Ungleichgewichte zu korrigieren und das führen wir dann am großen Pferd weiter. Hier fangen wir an, Achtsamkeit zu trainieren, die Selbstwahrnehmung zu trainieren und auch darauf zu achten, was einen eigentlich steuert.

Im zweiten Teil konzentriere ich mich darauf, dass die gesunden Anteile, die sich gezeigt haben, ganz stark angesprochen werden. Die Betroffenen lernen jetzt in verschiedenen Übungssituationen, selbstbestimmt und mit Selbstvertrauen mit dem Pferd umzugehen. Ich nehme auch sehr viele erlebnispädagogische Elemente mit rein, bei denen das Pferd immer eine begleitende Rolle spielt.

Das Gute ist, dass wir mit dieser Arbeit auch in Tiefen vordringen können und auf emotionaler Ebene arbeiten. Das funktioniert über die klassischen Therapiemethoden nicht immer.

Nach den Coachings erfolgt eine telefonische Nachbetreuung durch mich. Damit helfe ich den Menschen dabei, das erlernte Wissen, das wir hier erarbeitet haben, in den Alltag zu integrieren.

Silke Ritthaler: Unsere pferdegestützte Therapie ist konzeptionell so ausgerichtet, dass die Psyche oder auch die Seele wieder in einen gesunden Zustand kommt. Ein Pferd reagiert immer auf die authentischen Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen, also die, mit denen er geboren ist und nicht auf die erworbenen, die aus Erfahrungen entstanden sind.

Angenommen, jemand wird als humorvoller Mensch geboren und ihm wird ständig gesagt: „Dein Gelächter finde ich lästig“, dann wird dieser Mensch zunehmend ernster, um dazu zugehören. Er würde Verhaltensmuster entwicklen, die nicht zu ihm gehören. Der Mensch vergisst, dass er Humor hat, fühlt sich unwohl in seiner Haut und weiß aber gar nicht, woran es liegt. Dies könnte früher oder später in eine Depression umschlagen.

Zusammen mit der Tagesklinik, mit der ich zusammenarbeite, haben wir über die Jahre ein sehr gutes Konzept entwickelt. Über die Körpersprache des Menschen und die Spiegelsprache des Pferdes unterstützen wir die Menschen dabei, in Selbsterkenntnisprozesse zu kommen. Wir konzentrieren uns darauf, wie die authentischen und gesunden Persönlichkeitsanteile aussehen. Diese sprechen wir ganz gezielt in Übungen an, in denen der Betroffene dann auch aus seinen gesunden Persönlichkeitsmerkmalen agieren darf. Wir sprechen die Intuition an, die Selbstachtung und die Selbstachtsamkeit. Wir versuchen herauszufinden, welche Stärken da sind und vielleicht in Vergessenheit geraten sind.

Wie wirkt sich die Persönlichkeit auf die Körpersprache aus?

Silke Ritthaler: Eine Persönlichkeit, die sich für das Umfeld verbiegt, um Anerkennung zu bekommen, hat auch eine verschobene Körpersprache am Pferd. Diese verschobene Körpersprache korrigiere ich aus und führe sie ganz bewusst in eine Körpersprache, wie sie bei einem psychisch gesunden Menschen ist.

Ich zentriere die Körperachse und den Körperschwerpunkt im Bewegungsablauf. Aus diesem Zentrierungsprozess sieht man dann anhand von Bewegungsabläufen, ob derjenige seinen Raum auch tatsächlich einnimmt oder nicht. Wenn diese ganz minimal sind, dann fangen wir an daran zu arbeiten und herauszufinden, was der authentische Raum des Menschen ist. Darüber findet man dann auch heraus, warum der Mensch so ernst und depressiv geworden ist.

Was können Pferde, was Menschen nicht können?

Silke Ritthaler: Pferde sind davon abhängig, sich in einem großen Herdenverband zu bewegen. Sobald auch nur ein Tier im Herdenverband unsicher wird, kann dies für sie Lebensgefahr bedeuten.  Pferde beobachten ganz genau. Sie können ganz klar differenzieren, ob sich jemand in einem authentischen Bewegungsprozess befindet oder nicht.

Bleiben wir einmal beim Beispiel des humorvollen Menschen. Dieser fängt an, sich zu verstellen und vielleicht auch ein Stück weit in eine Selbstbeschränkung zu gehen. Das macht sich körpersprachlich klar bemerkbar. Die Pferde gehen dann in ein Spiegelverhalten und fangen beispielsweise an herumzukaspern. Daran erkenne ich, dass die Pferde sagen: „Jetzt sei doch wieder humorvoll!“

Es gibt ja z. B. auch Therapiehunde. Warum haben Sie sich für Pferde entschieden?

Silke Ritthaler: Ich habe mich bewusst für Pferde entschieden, weil sie einerseits den dienenden Charakter des Hundes haben und sich andererseits eine Eigenständigkeit bewahrt haben, die wir von Katzen kennen. Beim Pferd kann man die Vorteile verschiedener Tierarten einfach vereinen und das ist das, was hier so gut passt.

Wie läuft so ein Coaching ab?

Silke Ritthaler: In der Regel führe ich mit den Menschen vorab ein Telefonat, um sie ein bisschen kennenzulernen und zu erfahren, was sie beschäftigt und ob ich ihnen überhaupt helfen kann. Denn wer hierherkommt, muss auch die Bereitschaft haben, sich mit sich selbst zu konfrontieren und weiterzuentwickeln.

Wenn jemand Angst vor Pferden hat, dann nehme ich ihm vorab die Angst, indem ich ganz genau erkläre, wie es hier ablaufen wird und was passiert.

Ich arbeite pro Tag zwei Stunden mit dem Gast. Ich halte mir aber immer vier Stunden frei. Denn es kann immer passieren, dass wir in einen Prozess kommen und die zwei Stunden nicht ausreichen. Ich möchte sichergehen, dass wir den Prozess abschließen können und die Gäste nicht in einem aufgewühlten Zustand losgehen müssen und nicht verstehen, was mit ihnen passiert.

In den ersten zwei Stunden mache ich erst einmal eine Bestandsaufnahme. Ich höre mir an, was sie selber wahrnehmen und dann sehe ich mir an, was die Seele mittels Körpersprache tatsächlich ausdrückt. Was nehme ich selbst wahr? Was nimmt das Pferd wahr? In dieser Phase arbeite ich mit Miniponys. Wenn ich den Prozess der Bestandsaufnahme abgeschlossen habe, fange ich an, erste körpersprachliche Ungleichgewichte zu korrigieren und das führen wir dann am großen Pferd weiter. Hier fangen wir an, Achtsamkeit zu trainieren, die Selbstwahrnehmung zu trainieren und auch darauf zu achten, was einen eigentlich steuert.

Im zweiten Teil konzentriere ich mich darauf, dass die gesunden Anteile, die sich gezeigt haben, ganz stark angesprochen werden. Die Betroffenen lernen jetzt in verschiedenen Übungssituationen, selbstbestimmt und mit Selbstvertrauen mit dem Pferd umzugehen. Ich nehme auch sehr viele erlebnispädagogische Elemente mit rein, bei denen das Pferd immer eine begleitende Rolle spielt.

Das Gute ist, dass wir mit dieser Arbeit auch in Tiefen vordringen können und auf emotionaler Ebene arbeiten. Das funktioniert über die klassischen Therapiemethoden nicht immer.

Nach den Coachings erfolgt eine telefonische Nachbetreuung durch mich. Damit helfe ich den Menschen dabei, das erlernte Wissen, das wir hier erarbeitet haben, in den Alltag zu integrieren.