Prof. Dr. Wolfgang Kerner, Direktor der Klinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten am Klinikum Karlsburg, nahe der Ostseeinsel Usedom, © Wolfgang Kerner

 

Prof. Dr. Kerner: Weil es in den letzten Jahrzehnten eine Volksseuche geworden ist. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO steigt die Zahl der Menschen mit Diabetes weltweit rasant an. Waren es im Jahr 2011 etwa 366 Millionen Betroffene, rechnen die Experten für das Jahr 2030 bereits mit 552 Millionen Diabetikern. Das entspricht einer Steigerung von 50 Prozent.

Was sagen die Experten-Schätzungen über die Diabetes-Entwicklung in Deutschland?

Prof. Dr. Kerner: Nach vorliegenden Erhebungen gibt es in Deutschland zurzeit acht Millionen Menschen mit Diabetes. Allerdings ist die reelle Zahl deutlich höher, da viele Menschen gar nicht wissen, dass sie bereits an der Stoffwechselstörung leiden, da diese zunächst keine Beschwerden verursacht.

Warum ist Diabetes gefährlich?

Prof. Dr. Kerner: Weil die Folgeerkrankungen des Diabetes die Lebenserwartung und Lebensqualität der betroffenen Menschen stark beeinträchtigen. Es handelt sich bei den assoziierten Erkrankungen um die Verengungen der großen Gefäße von Herz, Gehirn und Beinen, die Verschlüsse der kleinen Gefäße von Augen und Nieren und um die Folgen des diabetischen Nervenschadens: Herzinfarkt, Schlaganfall, Amputationen an den Beinen, Erblindung und Nierenversagen mit der Notwendigkeit der Dialyse. Durch diese Folgeerkrankungen kann man bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 im Durchschnitt einen Verlust von sechs Lebensjahren prognostizieren. Die vorliegenden Statistiken sind beunruhigend: Für Diabetiker ist das relative Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall gegenüber Nichtdiabetikern drei- bis fünffach erhöht. Insbesondere Frauen mit Diabetes sind vom Herzinfarkt bedroht. Amputationen werden bei Diabetikern 20-fach häufiger durchgeführt als bei Nicht-Diabetikern. Schon heute sind von allen Menschen, die auf eine lebenslange Nierenwäsche angewiesen sind, rund 30 bis 50 Prozent Diabetiker.

Neben der Zunahme des Leidens bei den betroffenen Patienten steht das Gesundheitssystem auch vor einer gewaltigen Kostenexplosion.

Wie lässt sich Diabetes verhindern?

Prof. Dr. Kerner: Wichtig ist eine umfassende Aufklärung, um der Erkrankung vorzubeugen. Der Typ-2-Diabetes ist eine Wohlstandserkrankung. Die Energiebilanz der Betroffenen ist aus dem Gleichgewicht, weil sie zu viel und zu kalorienreich essen und sich gleichzeitig zu wenig bewegen. Es wird mehr Energie aufgenommen als der Mensch wirklich braucht. Für Ostdeutschland gibt es erstaunliche Daten. So hatten nach dem Zweiten Weltkrieg nur 0,6 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung Typ-2-Diabetes. Heute sind es fast zehn Prozent. Die meisten Betroffenen sind übergewichtig. Sie könnten selbst viel bewirken, indem sie ihr Körpergewicht durch eine ausgewogene Ernährung und sportliche Aktivitäten verringern. Der Umstellung der Lebensweise kommt eine große Bedeutung zu. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Und wie sieht eine effektive Diabetes-Therapie aus?

Prof. Dr. Kerner: Die Therapie des Diabetes setzt neben der Änderung des Lebensstils meist auch eine medikamentöse Beeinflussung von Bluthochdruck, zu hohen Blutfettwerten und zu hohem Blutzucker voraus. Die Therapieziele der einzelnen Maßnahmen sind individuell zusammen mit dem Patienten festzulegen, um möglichst schwere Folgeerkrankungen zu vermeiden.

 

Prof. Dr. Kerner: Weil es in den letzten Jahrzehnten eine Volksseuche geworden ist. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO steigt die Zahl der Menschen mit Diabetes weltweit rasant an. Waren es im Jahr 2011 etwa 366 Millionen Betroffene, rechnen die Experten für das Jahr 2030 bereits mit 552 Millionen Diabetikern. Das entspricht einer Steigerung von 50 Prozent.

Was sagen die Experten-Schätzungen über die Diabetes-Entwicklung in Deutschland?

Prof. Dr. Kerner: Nach vorliegenden Erhebungen gibt es in Deutschland zurzeit acht Millionen Menschen mit Diabetes. Allerdings ist die reelle Zahl deutlich höher, da viele Menschen gar nicht wissen, dass sie bereits an der Stoffwechselstörung leiden, da diese zunächst keine Beschwerden verursacht.

Warum ist Diabetes gefährlich?

Prof. Dr. Kerner: Weil die Folgeerkrankungen des Diabetes die Lebenserwartung und Lebensqualität der betroffenen Menschen stark beeinträchtigen. Es handelt sich bei den assoziierten Erkrankungen um die Verengungen der großen Gefäße von Herz, Gehirn und Beinen, die Verschlüsse der kleinen Gefäße von Augen und Nieren und um die Folgen des diabetischen Nervenschadens: Herzinfarkt, Schlaganfall, Amputationen an den Beinen, Erblindung und Nierenversagen mit der Notwendigkeit der Dialyse. Durch diese Folgeerkrankungen kann man bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 im Durchschnitt einen Verlust von sechs Lebensjahren prognostizieren. Die vorliegenden Statistiken sind beunruhigend: Für Diabetiker ist das relative Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall gegenüber Nichtdiabetikern drei- bis fünffach erhöht. Insbesondere Frauen mit Diabetes sind vom Herzinfarkt bedroht. Amputationen werden bei Diabetikern 20-fach häufiger durchgeführt als bei Nicht-Diabetikern. Schon heute sind von allen Menschen, die auf eine lebenslange Nierenwäsche angewiesen sind, rund 30 bis 50 Prozent Diabetiker.

Neben der Zunahme des Leidens bei den betroffenen Patienten steht das Gesundheitssystem auch vor einer gewaltigen Kostenexplosion.

Wie lässt sich Diabetes verhindern?

Prof. Dr. Kerner: Wichtig ist eine umfassende Aufklärung, um der Erkrankung vorzubeugen. Der Typ-2-Diabetes ist eine Wohlstandserkrankung. Die Energiebilanz der Betroffenen ist aus dem Gleichgewicht, weil sie zu viel und zu kalorienreich essen und sich gleichzeitig zu wenig bewegen. Es wird mehr Energie aufgenommen als der Mensch wirklich braucht. Für Ostdeutschland gibt es erstaunliche Daten. So hatten nach dem Zweiten Weltkrieg nur 0,6 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung Typ-2-Diabetes. Heute sind es fast zehn Prozent. Die meisten Betroffenen sind übergewichtig. Sie könnten selbst viel bewirken, indem sie ihr Körpergewicht durch eine ausgewogene Ernährung und sportliche Aktivitäten verringern. Der Umstellung der Lebensweise kommt eine große Bedeutung zu. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Und wie sieht eine effektive Diabetes-Therapie aus?

Prof. Dr. Kerner: Die Therapie des Diabetes setzt neben der Änderung des Lebensstils meist auch eine medikamentöse Beeinflussung von Bluthochdruck, zu hohen Blutfettwerten und zu hohem Blutzucker voraus. Die Therapieziele der einzelnen Maßnahmen sind individuell zusammen mit dem Patienten festzulegen, um möglichst schwere Folgeerkrankungen zu vermeiden.