„Wir leiden am Zuviel…!“ Ein literarischer Abend zu Theodor Schulze-Jasmer, den stillen Darß-Fotografen und Maler der „Windflüchter“
Tedje. Fast alle sagten Tedje. Freunde, Nachbarn, Badegäste. Nach seinem Studium an derHochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, zog der gebürtige Sachse 1921 nach Prerow. Sein Domizil, das Eschenhaus in der Grünen Straße 8, existiert noch. Auch manches andere aus der jener Zeit, was Theodor Schultze-Jasmer, bekannt als Maler der „Windflüchter“, mit seiner Kamera bei nahezu jedem Wetter abgelichtet hat. Gespickt mit heiteren Anekdoten z.B. aus der Freundschaft mit der Bunten Stube in Ahrenshoop, damals eine Weltreise von Prerow entfernt, zeichnet Kristine von Soden aus ihren Recherchen im Archiv der Sächsischen Landesbibliothek, wo sich der Nachlass von Theodor Schultz-Jasmer befindet, ein liebevolles Porträt des leidenschaftlichen Strandwanderers, dessen Sicht auf die Dinge des Lebens keinen Funken an Aktualität eingebüßt hat. „Viel zu viel wird über uns ausgeschüttet und in uns hineingestopft“, befand er 1950. Als „Heimat“ seiner Selle empfand Tedje die Ostsee: „Selten, dass ich mal freiwillig eine andere Landschaft anpeile. Allerweltsmenschen finden dies vielleicht einseitig – lass sie.“
Zum Literarischen Abend:
Kristine von Soden ist gebürtige Hamburgerin und wohnt in ihrer Wahlheimat Schwerin. Als Feature-Autorin des NDR und DLF sowie als Dozentin an der Hamburger Universität beschäftigte sich die promovierte Geisteswissenschaftlerin (Psychologie/Soziologie) viele Jahre mit jüdischen Biographien aus Literatur, Kunst und Wissenschaft in der Weimarer Republik. Prominente Namen unter ihnen verbrachten damals ihre Sommerfrischen an der Ostsee, eines der Sehnsuchtsziele war Ahrenshoop.
Nach der Wende entdeckte Kristine von Soden, seit ihrer Kindheit mit der Ostsee der Lübecker Bucht eng vertraut, die einstige Künstlerkolonie Ahrenshoop auch für sich. Inspiriert besonders durch die Fotoalben ihres Vaters, der als junger Mann Anfang der 1930er Jahre mit seiner Leica von Wismar bis Rügen unterwegs war und zeitlebens von den Reisen geschwärmt hat, verliebte sie sich in Fischland und Darß – Ahrenshoop wurde ihr „Ankerplatz“.
Vor diesem Hintergrund entstanden ihre Bücher, mittlerweile Klassiker, wie z.B.: „Stille Winkel auf Fischland, Darß und Zingst“, „Ahrenshoop. Balancieren auf der Meerschaumlinie“, „Ahrenshoop höchstpersönlich“ oder auch „‘Wie schön! – Wie schön!‘ Fischland, Darß, Zingst literarisch“.
Seit etlichen Jahren bietet die Autorin im Ostseebad Ahrenshoop auch ihre beliebten Literarischen Spaziergänge und Schreibworkshops an – voller Ideen, gefischt aus dem Erleben von Strand und Meer, was die Sinne salzt und fern digitaler Zerstreuungen immer wieder kleine und große Glücksmomente verspricht.



