Führungen auf Zingst: Wo geht’s denn hier zum Mammut?

Ob auf der Insel Kirr, an der Hohen Düne oder im moorigen Osterwald: Wer mit Wanderführerin Sylva Juhnke auf Zingst eine Führung macht, darf sich auf viel Unerwartetes gefasst machen.

Autor*in: Harald Braun
Veröffentlicht: 26. April 2022

Vom reetgedeckten Beobachtungshäuschen ist der Blick auf Dünen und Bodden samt Vogelwelt besonders gut., © TMV/Tiemann

Autor*in: Harald Braun
Veröffentlicht: 26. April 2022

 

„Jetzt mal aufpassen!“, sagt Sylva Juhnke und zeigt auf eine Schautafel vor sich. Es geht um Tiere, um Vögel in diesem Fall, und immer wenn die Natur ihrer Heimat Thema ist, kennt Sylva keinen Spaß. Also konzentrieren sich die Teilnehmer*innen der Führung auf der Insel Kirr mal kurz nicht auf die malerische Idylle um sie herum, sondern darauf, was auf der Tafel steht: Der Höckerschwan und die Graugans, ist zu lesen, hätten sich auf der Insel Kirr in den letzten beiden Jahren deutlich vermehrt. Der Bestand der Knäkente hingegen, der Uferschnepfe oder zum Beispiel auch der Kolbenente sei dagegen gleichgeblieben. Nur um den Flussregenpfeifer scheint es auf der winzigen Insel im Nationalpark Zingst nicht wirklich gut zu stehen: Weder 2017 noch 2018 und auch nicht im Jahr 2019 brütete auch nur ein Exemplar seiner Gattung auf Kirr.

Wanderführerin Sylva Juhnke bei den Mammutbäumen im Osterwald auf Zingst., © TMV/Tiemann
Wanderführerin Sylva Juhnke bei den Mammutbäumen im Osterwald auf Zingst.
Naturlandschaft Zingst und Insel Kirr, © TMV/Gänsicke

Woher man das so genau wisse, fragt ein Teilnehmer. Wanderführerin Sylva Juhnke kennt die Antwort natürlich genau. „Alle zwei Wochen kommt ein ehrenamtlicher Ornithologe auf die Insel und schaut, was sich im Bestand der Vogelwelt auf Kirr verändert hat.“ Ansonsten sei die Insel, die sich im Privatbesitz einer Reederei befindet, praktisch menschenleer. Nur einige wenige Gäste in sehr kleinen Ferienhäusern fänden auf dem überwiegend naturbelassenen Eiland Platz, die ein Traum- und Kraftort sei für Besucher, die sich nach Stille und innerer Einkehr sehnen, erzählt Sylva. Auch sonst weiß die Naturführerin so ziemlich alles über Kirr und breitet ihr Wissen gern in allen unterhaltsamen Details aus. „Zum Glück kann ich gut und laut sprechen“, lacht sie. „Das ist mir mit auf den Weg gegeben worden.“

Der hohe Himmel über der Ostsee., © TMV/Tiemann

Naturführungen auf dem Zingst

Von Sturmfluten, Kranichen und Kräutern

Wenn Sylva Juhnke bei ihren Führungen über Zingst spricht, den östlichsten Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst mit seiner unberührten, geschützten Natur, sollte man gut zuhören, denn Sylva hat wirklich viel Spannendes zu berichten: „Ich lese Naturbücher wie Krimis und gebe die Inhalte dann später an meine Gäste weiter“, sagt sie. Auf dem Rundwanderweg an der Hohen Düne etwa berichtet sie anschaulich, dass Zingst eine Insel war, bevor der Prerowstrom durch eine Sturmflut 1874 verschlossen wurde. Oder warum die Siedler immer Probleme hatten, am Zingst erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben. Oder weshalb sich Kraniche in den flachen Gewässern rund um die Halbinsel so wohl fühlen. Wie gesagt – es ist ein Erlebnis, mit Sylva einen Tag bei einer Führung auf Zingst zu verbringen.

Sylva, eigentlich ausgebildete Zootechnikerin mit fünfjährigem Studium in der Ukraine, ist froh, nicht mehr in ihrem alten Job arbeiten zu müssen. „Wenn man tierlieb ist, sollte man gar nicht erst damit anfangen in der Landwirtschaft, denn das ist nicht immer schön, vor allem nicht für die beteiligten Tiere.“ Die Wanderführerin liebt Tiere und so ziemlich alles, was in der Natur anzutreffen ist. „Sylva kommt aus dem Lateinischen und heißt Wald, die Naturverbundenheit ist mir wohl in die Wiege gelegt worden“, erklärt sie schmunzelnd. Von ihrem Beruf kann Sylva gar nicht genug bekommen. Von Montag bis Freitag ist sie zwischen April und Oktober jeden Tag mindestens drei Stunden mit Gästen bei Führungen auf Zingst unterwegs, wenn nicht sogar noch mehr: „Denn manchmal hänge ich sogar noch eine Kräuterwanderung dran, das macht mir nichts aus – im Gegenteil.“

Sylva Juhnke ist ein echtes Original, mit der es unterwegs keine Minute langweilig ist., © TMV/Tiemann
Sylva Juhnke ist ein echtes Original, mit der es unterwegs keine Minute langweilig ist.
Die Führungen dort machen Sylva besonders viel Freude., © TMV/Tiemann
Die Führungen dort machen Sylva besonders viel Freude.
Landgang auf die Insel Kirr bei Zingst

Osterwald-Führung auf dem Zingst

Wo die kleinen Mammutbäume wachsen

Oder sie bietet einen Marsch durch den Osterwald an. Mit 800 Hektar Ausdehnung ist der Osterwald das größte zusammenhängende Waldgebiet der Halbinsel Zingst. Das Gebiet knapp über dem Meeresspiegel entstand vor einigen tausend Jahren durch Anlandung. Hier gibt es viel moorigen Waldboden. Hätte der Mensch nicht eingegriffen, wäre es sogar noch mooriger. Die Bewachsung ist abwechslungsreich: Birke, Stieleiche, Buche und Kiefer waren vermutlich zuerst da. Erle, Fichte und auch die Tanne kamen durch Anpflanzung hinzu. Aus China gesellten sich 1955 dann auch Mammutbäume dazu. Die zeigt Sylva Juhnke ihren Gästen besonders gern, denn sie gehören zu den wenigen Exemplaren, die es in Deutschland überhaupt gibt. „Alleine finden Besucher sie selten“, lacht Sylva Juhnke, „die Zingster Mammuts sind etwas kleiner als erwartet und nicht so imposant, wie man sie vielleicht aus Amerika kennt.“ Doch ihre liebste Führung auf Zingst bleibt die auf der kleinen Vogelschutzinsel Kirr. „Da lerne ich erstens jedes Mal etwas dazu und zweitens treffe ich da auch verlässlich immer neue Leute, die etwas zu erzählen haben – ist doch toll!“

Diese und weitere Führungen in und rund um Zingst findet Ihr hier auf der Zingst-Veranstaltungseite.

Auf dem Rundwanderweg Hohe Düne auf Zingst hat der Wind so manchen Baum zur Raison gebracht., © TMV/Tiemann
Auf dem Rundwanderweg Hohe Düne auf Zingst hat der Wind so manchen Baum zur Raison gebracht.
Freier Blick über die "Hohe Dühne", © TMV/Tiemann

Ausflugsziele für Naturbeobachtungen

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4 Ergebnisse

Mammutbäume im Osterwald Zingst, © TMV_Tiemann

Mammutbäume im Osterwald Zingst

  • Heute geöffnet
  • 18374 Zingst

Urwald-Mammutbäume

Weiterlesen: "Mammutbäume im Osterwald Zingst"

Vogelbeobachtungspunkt Pramort Hohe Düne

  • Jederzeit frei zugänglich
  • 18374 Pramort

Vor Pramort liegt der bedeutendste Zugrastplatz des Grauen Kranichs. Die Anwesenheit von Menschen führt zur Beunruhigung der Großvögel. Sie werden nervös, drehen ab, vergeuden wertvolle Energie, die sie dringend für den noch weiten Flug in die Winterquartiere benötigen. Schlimmstenfalls kann es zum Verlassen des Schlafplatzes kommen – auf Dauer.

Weiterlesen: "Vogelbeobachtungspunkt Pramort Hohe Düne"
© Martin Harms

Vogelschutzinsel Kirr

  • 18374 Zingst

Die Insel Kirr, ein Paradies für Naturliebhaber und Ornithologen, ist eine der wenigen noch bestehenden Salzgrasinseln in Deutschland. Viele Wat- und Wasservogelarten benötigen eine solche Salzwiese als Brutplatz. Als Rastplatz wird die Insel jedes Jahr im Herbst von mehreren tausend Kranichen genutz. Mit ihren flachen Wasserflächen bietet die Kirr für die Rast der Kraniche ideale Bedingungen.

Weiterlesen: "Vogelschutzinsel Kirr"

Vogelbeobachtungspunkt Pramort

  • Heute geöffnet
  • 18374 Pramort

Von September bis November können Sie vom Kranichrastplatz Pramort ein beeindruckendes Schauspiel erleben, wenn die Kraniche beim Anflug zu ihren Schlafplätzen eine keilförmige Formation bilden oder sich zu einer langen Kette aufreihen.

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Mammutbäume im Osterwald Zingst, © TMV_Tiemann

Mammutbäume im Osterwald Zingst

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  • 18374 Pramort

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© Martin Harms

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Die Insel Kirr, ein Paradies für Naturliebhaber und Ornithologen, ist eine der wenigen noch bestehenden Salzgrasinseln in Deutschland. Viele Wat- und Wasservogelarten benötigen eine solche Salzwiese als Brutplatz. Als Rastplatz wird die Insel jedes Jahr im Herbst von mehreren tausend Kranichen genutz. Mit ihren flachen Wasserflächen bietet die Kirr für die Rast der Kraniche ideale Bedingungen.

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Vogelbeobachtungspunkt Pramort

  • Heute geöffnet
  • 18374 Pramort

Von September bis November können Sie vom Kranichrastplatz Pramort ein beeindruckendes Schauspiel erleben, wenn die Kraniche beim Anflug zu ihren Schlafplätzen eine keilförmige Formation bilden oder sich zu einer langen Kette aufreihen.

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