Kitekurse für Gehörlose

Was der Wind flüstert

Autor*in: Anna Monterroso Carneiro
Veröffentlicht: 21. März 2025

Im Schaproder Bodden im Westen von Rügen kann man bis zur Fahrrinne stehen – eine wichtige Voraussetzung für Surf-Anfänger*innen. Kitlehrer erklärt in Gebärdensprache der Kitesurfschülerin, was sie machen soll.

Luisa und Patrick stehen am Ufer des Campingplatzes Regenbogen Ferienanlage Suhrendorf, einem beliebten Anlaufpunkt für Wind- und Kitesurfer. Der Kitelehrer hält einen Windmesser in die Höhe. „Nicht mal zwölf Knoten“, kommentiert er. „Keine einfache Windgeschwindigkeit für einen Anfänger, weil es bei so wenig Wind schwierig ist, den Kite in der Luft zu halten.“ Für seine Erklärung hat Patrick den Windmesser in die Hosentasche gleiten lassen – er ist gehörlos und braucht zur Verständigung mit Luisa in Gebärdensprache beide Hände.

Kitsurfer auf Ummanz surfen im Stehrevier auf der Ostsee
Luisas Traum: Kitesurfen auf der Ostsee wie die Könner! Deshalb hat sie einen Kitekurs bei DeafVentures gebucht.
Kitesurfunterricht in Gebärdensprache - Der Lehrer erklärt der Schülerin auf Ummanz.
Alles klar? Luisa ist gehörlos. Ihr Lehrer Patrick ebenfalls. DeafVentures ist die erste zertifizierte Kitesurfschule Deutschlands für Gehörlose.

Luisa besucht einen Kitekurs für Gehörlose der Surfschule DeafVentures, der ersten und bislang einzigen zertifizierten Surfschule für Gehörlose in Deutschland. 2018 wurde sie von den Freundinnen Marie, einer selbstständigen Gebärdensprachdolmetscherin, und Pia, einer Kitelehrerin, gegründet. Die beiden hatten sich auf einem Kitekurs in Sri Lanka kennengelernt. Pia, die schon die halbe Welt gesehen hat, findet, dass auf Ummanz einfach die perfekten Kitesurfbedingungen herrschen. „Wenn du es hier nicht lernst, dann lernst du es nie!“, lacht sie. „Man kann bis zur Fahrrinne stehen, und dass man stehen kann, ist für ein Anfängergebiet unerlässlich. Daher eignet sich das Gebiet hier so gut!“

Team von DeafVenture, Deutschlands erster zertifizierter Kiteschule für Gehörlose

Was aus einer Zufallsbegegnung werden kann?

Deutschlands erste zertifizierte Kitesurfschule für Gehörlose!

In Sri Lanka wurden die beiden Freundinnen. Es stellte sich heraus, dass Marie, die Gebärdensprachdolmetscherin, im Sommer nie so richtig viel Arbeit hatte. „Komm doch einen Sommer lang zu uns nach Ummanz und hilf in der Surfschule mit“, schlug Pia vor. Das geschah dann im Sommer 2017. Und als der Sommer auf Ummanz zu Ende war, hatten die beiden Freundinnen ihre jeweiligen Berufskenntnisse zu einem gemeinsamen Projekt verwoben – einer Kitschule für Gehörlose. Pia, die einen Master in Internationalem Management mit dem Schwerpunkt Gründungen mitbrachte, absolvierte sogar noch eigens einen Gebärdensprachkurs. „Jetzt kann ich mich ganz gut mit Gehörlosen unterhalten, aber natürlich nicht so gut wie Marie. Die hat es ja richtig studiert.“

Pia und Marie schrieben einen Businessplan. Dann veranstalteten sie Testcamps mit Gehörlosen. Bei den ersten Lektionen standen die beiden noch gemeinsam mit den Kursteilnehmer*innen im Wasser, Pia als Lehrerin und Marie als Übersetzerin. Doch schon bald holten sie sich gehörlose Kitelehrer ins Team – Konstantin und Patrick. „Der Grund dafür ist einfach: Ein Dolmetscher ist beim Lernen immer ein Störfaktor. Viel besser läuft es, wenn Gehörlose direkt von Gehörlosen unterrichtet werden.“ Konstantin und Patrick können an Land mit einem Implantat im Ohr hören. Im Wasser aber müssen sie es rausnehmen. „Da geht’s dann nur noch mit Gebärdensprache.“

Ist er zu schwach, tun sich Anfänger schwer damit, den Kite in der Luft zu halten. Ein Kitesurflehrer misst den Wind mit einem Winmesser.

Fünf Tage Kitekurs für Gehörlose

Windmessen, Leinenlösen und Pizza

Der Anfängerkurs besteht aus zehn Stunden, die sich auf fünf Tage verteilen, von Montag bis Freitag. Zum Programm gehören Praxiseinheiten auf dem Bodden, Theoriestunden und viele Entspannungsmomente. Letztere finden gerne auch mal in Form eines fröhlichen Pizza-Abends an der „Tikibar“ des nahegelegenen Surfhostels statt, wo zu Bier und Sommerlimo Pastrami-Pizza serviert wird, dazu wild gemischte Musik vom Band.

Bevor Patrick mit Luisa am Morgen aufs Board steigt, pumpen sie Luisas Kite auf und üben das Auslösen der Leinen. Das Auslösen ist ein ganz wichtiger Punkt im Unterricht, der jeden Tag trainiert wird. Denn wenn zum Beispiel ein Motorboot auf einen Kitesurfer zuhält, muss dieser souverän mit einem einzigen Handgriff die Sicherheitsschnur und damit die Leinen des Kites lösen können, damit sie sich nicht in der Schiffsschraube verfangen oder sonst zur Gefahr werden können.

Bevor es mit dem Kite ins Wasser geht, zeigt Patrick, wie man im Notfall die Leinen löst.
Bevor es mit dem Kite ins Wasser geht, zeigt Patrick, wie man im Notfall die Leinen löst.
Der Kite zieht Luisa aus dem Wasser. Der Kitelehrer hält sie sicher hinten fest.
Der Kite zieht Luisa aus dem Wasser. Es kann endlich losgehen!

Danach waten Patrik und Luisa, zunächst noch ohne Board, weit in das knietiefe Wasser hinein und lassen den Lenkdrachen steigen. Noch fällt Luisas schlingernder, immer wieder abstürzender Kite in dem entspannten Himmelsschauspiel auf. „Es ist echt schwer, den Kite oben zu halten!“, gestikuliert sie lachend. „Du denkst, du hast ihn unter Kontrolle, und dann, zack, liegt er schon wieder im Wasser.“ Patrick lächelt unter seinen halblangen, blonden Haaren. Er kennt das nur zu gut. Doch er weiß auch: Schon in wenigen Tagen wird auch Luisas Drachen ruhige Bahnen am Himmel über Ummanz ziehen.

Stärkung mit Pizza, Sommerlimo, Bier und den beiden DeafVenture-Gründerinnen Pia und Marie in der „Tikibar“.
Stärkung mit Pizza, Sommerlimo, Bier und den beiden DeafVenture-Gründerinnen Pia und Marie in der „Tikibar“.
Das Ummaii Surfhostel aus der Luft mit Blick auf die Ostsee beim Sonnenuntergang
Direkt neben dem Kitespot – das Rügen-Surfhostel mit Blick auf den Sonnenuntergang.

Surfspots an der Ostsee und Seenplatte

Surfreviere in MV – Stehreviere, Flachwasser und Wellenspots für jede Windrichtung

68 Ergebnisse

  • Surfspot Kreptitz

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18556 Dranske

    Windsurfer sind hier unter sich. Kiten ist verboten. An den vorgelagerten Sandbänken brechen die Wellen sehr sauber und an Starkwind-Tagen locker drei Meter hoch. Am meisten Spaß habt ihr bei Sideshore aus Westsüdwest. Der Stehbereich ist nur schmal. Unter der Wasseroberfläche lauern überall Felsen. Deshalb gilt: experts only!

    Weiterlesen: "Surfspot Kreptitz"
  • DeafVentures

    • Suhrendorf, 18569 Ummanz

    DeafVentures bietet Dir Kitesurfkurse, die an deine Bedürfnisse angepasst sind. Zum Team gehören zwei gehörlose Kitelehrer, eine Gebärdensprachdolmetscherin und eine hörende Kitelehrerin, die ebenfalls fleißig DGS lernt!

    Weiterlesen: "DeafVentures"
  • Surfspot Nordstrand Kap Arkona

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18556 Putgarten

    Kap Arkona am nördlichsten Punkt der Insel Rügen ist nur etwas für Hartgesottene. Bei Windstärken ab 4 Beaufort aus Nordwest bis Ost rollen mächtige Ostseewellen an die Steilküste. Überall im Wasser lauern Felsen und bei Nordwind entsteht extremer Luvstau.

    Weiterlesen: "Surfspot Nordstrand Kap Arkona"
  • Surfspot Ahrenshoop

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18347 Ahrenshoop

    Maler, Bildhauer und Töpfer lieben Ahrenshoop - genauso wie Wellenkünstler. Besonders inspirierend ist Südwest- bis Nordwind. Eure Kreativität könnt ihr an gleich zwei Strandabschnitten ausleben: Am Hohen Ufer oder weiter nördlich an Aufgang 3.

    Weiterlesen: "Surfspot Ahrenshoop"
  • Surfspot Tremt

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18519 Tremt

    An Ostwind-Tagen ist Tremt ein beliebter Flachwasserspot am Greifswalder Bodden. Der Einstiegsbereich fällt zwar etwas eng aus, aber dafür könnt ihr euch auf dem Wasser und an Land richtig breit machen. Eine fette Düse sorgt für Extra-Power in Kite und Segel.

    Weiterlesen: "Surfspot Tremt"
  • Kubitzer Bodden, © surflocal.de

    Surfspot Rambin

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18573 Rambin

    Aufgrund von Naturschutzbestimmungen dürfen hier nur Windsurfer das tolle Flachwasser und den gigantischen Stehbereich genießen. Zu empfehlen ist dieser Sport bei Windrichtungen zwischen West und Nordwest.

    Weiterlesen: "Surfspot Rambin"
  • Surfspot Thiessow (Hauptspot)

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18586 Thiessow

    Mit Bulli, Womo & Co könnt ihr für einen kleinen Taler direkt am Spot parken und übernachten. Euer Material baut ihr entspannt am Strand oder auf einer kleinen Wiese auf. Beste Windrichtung für Wellenfans ist Südwest. Dann laufen mäßig hohe Wogen in die kleine Bucht.

    Weiterlesen: "Surfspot Thiessow (Hauptspot)"
  • Surfspot Lütow

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 17440 Lütow

    Das geringe Platzangebot macht Lütow zu einem reinen Windsurfrevier. Der Spot funktioniert besonders gut bei Wind aus süd- bis nordwestlichen Richtungen.

    Weiterlesen: "Surfspot Lütow"

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