Zeesbootfahren auf Fischland-Darß-Zingst

Zeesboot in Wustrow und Zingst

Autor*in: Harald Braun
Veröffentlicht: 12. Juli 2024

Sie sind für die extrem flachen Gewässer bestens geeignet., © TMV/Tiemann

Autor*in: Harald Braun
Veröffentlicht: 12. Juli 2024

Wer je Zeuge einer Zeesbootregatta geworden ist, wird zugeben müssen: So ein Zeesboot allein macht schon eine Menge her. Aber eine ganze Armada dieser ungewöhnlichen Boote mit den rotbraunen Segeln ist ein absolut unvergesslicher Anblick.

 

Das sollen einmal schlichte Fischerboote gewesen sein? Die auffälligen Zeesboote mit ihren typischen rotbraunen Segeln, die an sonnigen Tagen an den Boddenhäfen zwischen Dierhagen, Wustrow, Althagen oder Zingst über das Wasser gleiten, wirken wie die Kulisse eines nostalgischen Werbespots. Kaum vorstellbar, dass mit diesen prächtigen, scheinbar extra für den großen Auftritt erfundenen Booten früher einmal harter Fischfang betrieben wurde. Doch es stimmt: Die heutigen Primadonnen der mecklenburgischen Boddenhäfen waren früher, als noch mit Segeln gefischt wurde, richtig fleißige Arbeitsbienen. Zeesboote sind bis zu zwölf Meter lange, formstabile Schwertboote. Dass sie mit ihrer nostalgischen Form auch heute noch die maritime Kulisse der Boddenhäfen auf Fischland-Darß-Zingst dominieren, ist nicht zuletzt Familie Eymael zu verdanken. 

Vater Peter Eymael erwarb schon 1966 eines der längst ausrangierten Schiffe zum eigenen Vergnügen. Inzwischen gehören ihm und seinem Sohn Jochen neben der “Butt”, die 1936 gebaut wurde und 11,50 Meter lang ist, auch noch die ein wenig ältere, aber ebenso geschmeidige “Bill”. Früher wurden die aus Eichenholz gezimmerten Zeesboote ausschließlich von Fischern für ihre Arbeit genutzt. Auf dem Bodden waren sie beliebt, weil sie nur einen verhältnismäßig geringen Tiefgang haben und somit perfekt zu den seichten Lagunengewässern passten.

Mit geblähten braunen Segeln gleiten die Zeesboote übers Wasser., © TMV/Tiemann

Zeesbootfahrten auf Fischland-Darß-Zingst

Quer gegen den Wind

Mit diesen Booten „zeesten“ die Fischer, was in der Seefahrersprache so viel heißt wie: Sie stellten die Segel gegen den Wind und segelten, ein großes Fangnetz im Schlepptau, quer zum Wind. Vom Namen dieser Fangtechnik leitete sich der Name der Boote ab.

Die Zeit des Zeesens ging allerdings auf dem Bodden Ende des letzten Jahrhunderts unwiderruflich zu Ende. Heute gibt es noch knapp über 100 Zeesboote in den Küstengewässern der Region, die entweder als reine Liebhaberei ihrer Eigner liebevoll gepflegt oder zu touristischen Zwecken genutzt werden. Erst 2018 wurde die „Bewahrung und Nutzung der Zeesboote in der Mecklenburgisch-Vorpommerschen Boddenlandschaft“ in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Auf diese Weise wird die kulturelle Tradition der Region sichtbar aufrechterhalten. Und zwar sehr sichtbar: Denn die weithin leuchtende rotbraune Farbe der Segel war keine modische Entscheidung. Die alten Fischer konservierten – in der Fachsprache „lohten“ – das Segeltuch mit Ockerfarbe, Holzteer, Lebertran und einem Sud aus Eichenrinde und Talg. So entstand der charakteristische Farbton, den Kenner auch heute noch sofort mit der Zeesboot-Flotte auf den Bodden rund um die Halbinsel verbinden.

Sechs Regatten finden jedes Jahr auf dem Bodden statt – „Die große Bodstedter Zeesbootregatta“, die „Wustrower Zeesbootregatta“, die „Dierhäger Zeesbootregatta“, die „Althäger Fischerregatta“, die „Barther Zeesbootregatta“ und das „Zingster Hafenfest mit Netz- und Zeesbootregatta“. Allesamt ganz große Festtage für die Region. Erstens wegen der herrlichen Bilder, die so eine Regatta auf dem Wasser liefert. Und zweitens, weil immer reichlich Besucher an die Boddenhäfen strömen, um dieses Spektakel einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Waschechte Zeesboot-Skipper auf Fischland-Darß-Zingst, © TMV/Tiemann

Rasmus und die spirituellen Opfergaben

Vater Peter Eymael will den heiligen Erasmus gnädig stimmen.

„Zeit für die Buddel“, ruft Peter Eymael und stößt seinen Freund Axel feixend an. Eigentlich hat heute sein Sohn Jochen das Kommando an Bord der schmucken “Butt”, denn der hat das Familien-Geschäft schon vor einiger Zeit übernommen. Doch heute ist ausnahmsweise auch Vater Peter mit ihm und einigen Seglerfreunden auf dem Saaler Bodden unterwegs – und wer einmal der Kapitän war…. Axel hat derweil rundum die Gläser gefüllt und deklamiert mit tiefer Stimme: „Rasmus, altes Rübenschwein, bring uns Wind und Sonnenschein, nicht zu wenig, nicht zu viel, in der Ferne liegt das Ziel. Wir fahren nach West, wir fahren nach Ost, darauf: Prost!“ Kaum ist der letzte Ton verebbt, landet der hochprozentige Korn auch schon in den durstigen Kehlen der Besatzung, die heute aus drei Seemännern und einem staunenden Gast besteht. „Der Schnaps gehört doch ins Wasser“, beschwert sich Jochen und hat eigentlich recht, schließlich soll ja dieser Rasmus mit dem hochprozentigen Opfer gnädig gestimmt werden. So will es der Aberglaube. Aber Vater Eymael winkt lachend ab: „Das Rübenschwein hat im Laufe der Jahre schon genug Opfer erhalten!“ Falls jetzt Fragen aufkommen: Mit Rasmus ist nicht, wie häufig kolportiert, der Gott des Windes gemeint. In diesem Fall ist Rasmus die Kurzform des heiligen Erasmus, einem der vierzehn Nothelfer, auch St. Elmo genannt, den die spirituelle Opfergabe gnädig stimmen soll. Allerdings behandeln die Seeleute ihren Rasmus zuweilen recht respektlos, wie schon der obige Trinkspruch beweist.

Jochen Eymael am Ruder der „Butt“, © TMV/Tiemann
Jochen Eymael am Ruder der „Butt“
Zeesboote auf dem Bodden, © TMV/Tiemann
Zeesboote auf dem Bodden

Jochen Eymael war schon in jungen Jahren oft mit seinem Vater an Bord. Bereits als kleiner Buttje nahm ihn der Zauber der Zeesbootsegelei gefangen. Im Vorschulalter war er bereits mit den wichtigsten Handgriffen auf dem Boot vertraut und ein kleiner Seemann, wie er im Buche steht. So war es nur folgerichtig, dass er seine Passion später auch zum Beruf machte: „Zeesbootsegeln mit Butt und Bill am Hafen Wustrow“ heißt der Slogan, mit dem er am Hafen Wustrow um Gäste wirbt. Doch nicht nur Jochen bietet in der Segelsaison regelmäßige Zeesbootfahrten auf Fischland-Darß-Zingst an. An den meisten Boddenhäfen der Halbinsel können Gäste in der Sommersaison Segelpassagiere auf einem der schmucken Zeesboote werden – und dann finden zwischen Juni und September ja auch noch die bereits erwähnten Regatten statt. So ein Tag auf und am Wasser ist als Zuschauer oder aktiver Segler ein echtes Erlebnis: Wenn die schönen Holzboote mit ihren stolz geblähten Segeln über den Bodden gleiten, verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart zu einem wunderschönen Bild.

Ordentlich festgemacht warten die Zeesboote auf Passagiere., © TMV/Gänsicke
Ordentlich festgemacht warten die Zeesboote auf Passagiere.
Zeesboote segeln auf dem Bodden bei Fischland-Darß-Zingst, © TMV/Gänsicke
Zeesboote segeln auf dem Bodden bei Fischland-Darß-Zingst

Passende Ausflugsziele und Veranstaltungen

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10 Ergebnisse

© Kevin Schiemann / KVW Wustrow

39. Wustrower Zeesbootregatta

  • Termin: 05.07.25
  • Hafenstraße, 18347 Ostseebad Wustrow

Zeesbootregatta mit regionalem Kunsthandwerkermarkt, Bühnenprogramm, Livemusik, Speisen und Getränken

Weiterlesen: "39. Wustrower Zeesbootregatta"
Hafen Barth, © Stadt Barth, Paszehr

Stadthafen Barth

  • Hafenstraße, 18356 Barth

Der Hafen Barth ist der größte Hafen in den Boddengewässern zwischen Barhöft und Ribnitz-Damgarten (Seefunk - Kanal 15).

Weiterlesen: "Stadthafen Barth"
Hafen Born, © TMVV/Gohlke

Hafen Born

  • Jederzeit frei zugänglich
  • Chausseestraße, 18375 Born

Eingebettet in Wiesen und Wald, zieht sich der romantische kleine Ort viereinhalb Kilometer vom Saaler Bodden im Westen bis zum Koppelstrom an seiner Südseite entlang.

Weiterlesen: "Hafen Born"
Rhododendronpark Ostseeheilbad Graal-Müritz, © TMV/Gohlke

Rhododendronpark

  • Heute geöffnet
  • Zarnesweg, 18181 Graal-Müritz

Direkt hinter den Dünen des Ostseestrandes befindet sich der 4,5 ha große Rhododendronpark. Der Park wurde in den Jahren 1955-1961 vom Rostocker Gartenarchitekt Friedrich-Karl Evert auf einer ehemaligen Sandgrube geschaffen. Er ist einzigartig in Mecklenburg und einer der größten in Deutschland.

Weiterlesen: "Rhododendronpark"
Hafen Ostseebad Prerow, © TMV/Gohlke

Hafen und Wasserwanderrastplatz Prerow

  • Krabbenort, 18375 Prerow

Der sehr gut ausgebaute kommunale Hafen befindet sich boddenseitig am Ende des Prerower Stromes.

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© KVW Wustrow / Nordish Media Design

Fischländer Hafen Ostseebad Wustrow

  • Jederzeit frei zugänglich
  • Hafenstraße, 18347 Ostseebad Wustrow

Der Fischländer Hafen im Ostseebad Wustrow ist ein idyllischer Boddenhafen und ein idealer Ausgangspunkt für Touren auf dem Bodden, die entweder mit einem Fahrgastschiff oder mit Zeesenbooten – den traditionellen Fischerbooten der Boddengewässer – unternommen werden können.

Weiterlesen: "Fischländer Hafen Ostseebad Wustrow"

Hafen Zingst

  • Am Hafen, 18374 Zingst

Ob Hafenrundfahrt, Bootsverleih, Kultur, Natur oder Gastronomie – maritime Vielfalt am Bodden bietet der Zingster Hafen.

Weiterlesen: "Hafen Zingst"
© TMV/Gänsicke

Hafen und Wasserwanderrastplatz Dierhagen

  • Jederzeit frei zugänglich
  • Hafenstraße, 18347 Dierhagen

Idyllisch gelegen und idealer Ausgangspunkt für Expeditionen auf dem Wasser. Der Hafen Dierhagen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.

Weiterlesen: "Hafen und Wasserwanderrastplatz Dierhagen"
© Stadt Ribnitz Damgarten

Hafen Ribnitz

  • Am See, 18311 Ribnitz-Damgarten

Der Hafen Ribnitz liegt am Südostufer des Saaler Boddens. In Ribnitz ist in den letzten Jahren ein malerischer Hafen mit modernen Steganlagen entstanden, dem die "Gelbe Welle" verliehen wurde.

Weiterlesen: "Hafen Ribnitz"
© voigt&kranz UG, Prerow

Hafen Althagen

  • Jederzeit frei zugänglich
  • Hafenweg, 18347 Ahrenshoop OT Althagen

Der Hafen Ahrenshoop-Althagen befindet sich am Nordwestufer des Saaler Boddens.

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© Kevin Schiemann / KVW Wustrow

39. Wustrower Zeesbootregatta

  • Termin: 05.07.25
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Hafen Barth, © Stadt Barth, Paszehr

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Hafen Born, © TMVV/Gohlke

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